100 Jahre Frauenwahlrecht
Gleichstellungsbeauftragte entdecken weit über 300 vergessene Ratsfrauen in NRW
Am 19. Januar 1919, bei der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung, nahmen zum ersten Mal in Deutschland Frauen als Wählerinnen und Gewählte teil. 80 % der wahlberechtigten Frauen gaben ihre Stimme ab, 300 Frauen kandidierten. Von den insgesamt 423 Abgeordneten zogen 37 Frauen in die Nationalversammlung ein. Der 19. Februar 1919 ist ebenfalls ein historisch bedeutendes Datum in der deutschen Geschichte, an dem die erste Frau eine Rede in der Nationalversammlung hielt. Auf den Tag einhundert Jahre später trafen sich die kommunalen Gleichstellungsbeauftragte aus NRW zu ihrer ersten Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros NRW des Jahres 2019 im Ratssaal der Stadt Bonn und wurden von der gastgebenden Gleichstellungsbeauftragten, Brigitte Rubarth, herzlich begrüßt.
Auch 100 Jahre nach dem über Jahrzehnte hart erkämpften Frauenwahlrecht ist die Gleichstellung der Geschlechter in vielen Bereichen alles andere als selbstverständlich. Die Rechte der Frauen müssen immer wieder neu eingefordert und erkämpft werden. Bei jeder einzelnen Frau, den Gleichstellungsbeauftragten vor Ort und auch den Frauen in den politischen Gremien. Mit welchen Schwierigkeiten, Widrigkeiten und Hürden die ersten gewählten weiblichen Mitglieder politischer Gremien der Kommunen in NRW zu kämpfen hatten, schilderte anhand von sorgsam recherchierten Daten ausgewählter Städte die Historikerin und erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg, Doris Freer, in einem anschaulichen Vortrag.
Das Erinnern und Ehren der ersten gewählten Frauen in unserem Land thematisieren in diesem Jubiläumsjahr auch und ganz besonders die 375 kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in NRW. Auf Landesebene haben sie einen Beitrag zu diesem entscheidenden Ereignis geleistet und eine Sammlung der ersten gewählten weiblichen Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung bzw. Rates oder Kreistags „der Kommunen in NRW“ in Form einer digitalen Landkarte erstellt. Mehr als 300 vergessene Ratsfrauen in NRW wurden so wiederentdeckt!
Frauen in Isselburg
Die erste Ratsfrau in Isselburg war Ursula Biermann, und zwar in der Zeit von 1975 bis 1979. Die nächste Abgeordnete war ab 1979 Frau Margret Koch, die spätere Bürgermeisterin der Stadt Isselburg und erste hauptamtliche Bürgermeisterin im Kreis Borken. Sie war von 1995 bis 2004 (2 Wahlperioden) Bürgermeisterin in Isselburg. Der Anteil der Frauen im Isselburger Stadtrat ist während der laufenden Legislaturperiode von 26,9 % durch Erstatzbenennungen auf aktuell 19,2 % gesunken. „Ich hoffe, dass sich zur Kommunalwahl 2020 noch mehr Frauen politisch engagieren und der Frauenanteil im Isselburger Stadtrat deutlich ansteigt. Auch wünsche ich mir, dass wir den ersten Ratsfrauen unserer Stadt in Zukunft durch Benennungen bei Straßen, Plätzen, Gebäuden und Schulen die Ehre erweisen, die sie verdient haben.“ so die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Isselburg Dina Deckers.
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) kommunaler Gleichstellungsstellen NRW
Das Thema Wahl hatte in der LAG-Mitgliederversammlung auch einen aktuellen Bezug. Die Interessen der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten werden auf Landesebene durch die Sprecherinnen der Landesarbeitsgemeinschaft vertreten. Aus diesem Sprecherinnengremium der LAG schieden drei Sprecherinnen aus. Die verbleibenden Sprecherinnen, Yvonne Tertilte-Rübo/Kleve, Maresa Kallmeier/Herten, Astrid Schupp/Bocholt und Gabriele Neuhöfer/Niederkassel wurden wiedergewählt. Neugewählt wurden Karin Budahn-Diallo/ Dinslaken, Elisabeth Wilfart/ Düsseldorf und Melanie Hänsel/ LVR Westfalen-Lippe. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand ein Besuch der Ausstellung zum hundertjährigen Frauenwahlrecht im Frauenmuseum in Bonn statt.